Vor knapp einer Woche sind wir aus dem Urlaub zurückgekommen, dem ersten seit drei Jahren. Es hat eine Weile gedauert, bis wir drauf gekommen sind, dass Familienbesuche in Wien oder Bregenz nicht dasselbe sind wie Urlaub. Auch schön, wichtig vor allem, und günstig, keine Frage, aber nicht dasselbe.
Wir und das Kind haben den Appartement-Aufenthalt an einem der wunderbaren Seen dieses Landes genossen, so sehr, dass ich am Ende zum Bauern gesagt habe: Ziehen wir wieder nach Wien!
Seitdem renne ich vor der Erkenntnis davon, dass mich mein Leben gerade mal wieder überfordert. Zurück nach Wien ist meine Fluchtfantasie, seit wir aufs Land gezogen sind. Jeder Mensch braucht sowas, um das echte Leben in Würde zu ertragen. Eine so starke Anziehungskraft wie jetzt hat sie schon lange nicht mehr ausgeübt.
Aber so einfach ist das nicht. Erstens hat der Bauer vor wenigen Wochen den roten Ortsparteivorsitz inklusive Vizebürgermeister übernommen. Es kam unerwartet, und was es genau bedeutet, wissen wir auch noch nicht. Aber wir beide finden, es braucht schon mehr als die – keineswegs neue – Erkenntnis, dass ein Hof als Kleinfamilie und mit Nebenjobs ziemlich anstrengend und mitunter frustrierend ist, um dieses Versprechen zu lösen. Zumindest bis zu den nächsten Gemeinderatswahlen 2020 wollen wir also bleiben. Zweitens ist ja nicht gesagt, dass ein anderer Lebensentwurf weniger anstrengend ist, es liegt wohl auch an der Persönlichkeit und der Lebensphase, was man wie gut hinkriegt.
Ich werd jetzt einfach mal ein bißchen was von dem los, was ich gerne anders hätte, anstatt weiter zu rennen:
Beim Durchlesen wird mir klar, dass es sich um First-World-Problems handelt. Das hat der Bauer zum Glück nicht geantwortet, als ich am Telefon in Tränen ausgebrochen bin und ihm dieses mein Leid geklagt habe. (Er befindet sich auf dem Weg zu einer Wochenend-30er-Feier, wie jung manche Menschen noch sind…)
Er hat gesagt: Schatz, ab Sonntag haben wir wieder Hilfe, und außerdem: Denk unser Leben nicht als entweder am Bauernhof oder in Wien. Denk ein Leben in Wien oder am Land, das uns nicht allzu oft überfordert.
Ist gut, ich denke. Und schau mir Fotos an von der Hochzeit. Siehe etwa auch das Bild oben, wundeschön wars.
4 Comments
Hey! Gut geschriebener, ehrlicher artikel! Ich finde es lustig, dass du den niko einfach als “ der bauer“ bezeichnest und die aurelia als „nachwuchsbäuerin“ 😉
Bussi Andi
Ich hab endlich kapiert, wie das mit den Kommentaren geht! Also, dass ich sie erst freischalten muss, damit sie sichtbar sind. Und jetzt ist mir auch noch aufgegangen, dass ich ja antworten kann. In diesem Sinne: danke für den Kommentar, und schön, dass du dich amüsieren kannst :o)
oh es ist wirklich sehr schön und ehrlich geschrieben.
cool, dass man andere kommentare jetzt sehen kann! 🙂
Bussi Bussi
Hallo Raphy!
Ja, wir müssen die Kommentare immer erst freigeben. Eine Selbstschutzmaßnahme, weil sonst spambots sehr schnell so eine WordPress-Seite übernehmen. Und ich komme nicht immer in Echtzeit dazu.
Lg