Es war einmal ein Bauer, … Der hatte schöne Streuobstbäume mit Äpfeln drauf. Und die wollte er nicht für 8-12 Cent/Kilo zum Lagerhaus führen. Da überlegte er, was er tun könnte. …
Ein findiges Team von jungen Leuten hatte eine Obstpresse samt Abfüllanlage auf einen Kleinlaster gebaut und erbot sich, zu Hofe zu kommen und den Saft gegen Lohn zu pressen. So schlug der Bauer mehrere Fliegen mit einer Klappe. Er sparte sich Transportwege für Äpfel und Saft und musste die Äpfel nicht so billig abgeben.
Der Großteil der Äpfel wurde pasteurisiert und abgefüllt. – Pasteurisieren heißt so erhitzen, dass Keime unschädlich gemacht werden, so auch die Hefe, die sonst den Gärprozess beginnen würde –
Einen Teil des Saftes aber, füllten sie in Fässer ab, und pasteurisierten ihn nicht. Die Hefe sollte hier gerade die Gärung starten, um Most zu erzeugen. Der Bauer war kein Brauer, und so probierte er nur herum. Er wusste wenig über Gärung, außer, dass er es lernen wollte. Aber gerade zu jener Zeit waren auch tausend andere Dinge, die seinen Geist in Beschlag nahmen. Eine neue Arbeit fernab des Hofes, in der Marktgemeinde Sankt Stefan im Rosental nahm ihn derart in Beschlag, dass er darob sich nicht auf den Most konzentrieren konnte. So gärte der Most ungeklärt vor sich hin, bis die Hefe den ganzen Zucker verdaut hatte. Und dann blieb er liegen.
Nach langer Zeit schaute der Bauer zu seinem Most, und stellte fest, dass keine Bläschen mehr aufstiegen. Was mochte das wohl heißen? Aufsteigende Bläschen waren das Zeichen, dass Gärung vonstatten ging, was bedeutete ihr Ausbleiben? War etwas falsch gegangen? Der Alltag berief ihn wiederum ab von seinen Grübeleien, und so fand er sich erst lange Zeit (über ein Jahr) später wieder geistig bei seinem Gebräu.
War es jetzt überhaupt noch zu gebrauchen, oder konnte man es nur noch entsorgen? Der Bauer tat, was er schon lang hätte tun sollen: Er entsann sich eines freundlichen Experten aus der weiteren Nachbarschaft und lud ihn zu sich, ihm die Wirkweise der Brauerei zu erläutern.
Der Experte, ein freundlicher Mann namens Andreas eilte sogleich herbei, den Most zu beurteilen und den B(r)auer zu unterweisen. Dies lernte unser Bauer:
Idealerweise wird der frische Apfelsaft gleich geklärt. Dazu gibt es verschiedene Mittel, die dem Saft zugesetzt werden können. Schwebepartikel (die bisweilen den Pelzigen Geschmack des Mostes bewirken) senken sich ab. Nach ein paar Tagen sollte der noch frische Saft von Oben aus dem Behältnis abgezogen werden. Von Oben, damit der Bodensatz nicht mit-umgefüllt wird.
Der nun klare Saft wird (mit oder ohne Zugabe von Reinhefe – Geschmacksache) ins Warme gegeben, um die Gärung zu starten. Sobald die Gärung im Gang ist, sollte der Saft in den Keller kommen, um gleichmäßige Temperatur zu ermöglichen, und eine gleichmäßige Gärung über ca. 2 Wochen sicher zu stellen.
Nach dem Ende der Gärzeit „verhungert“ die Hefe, da sie den ganzen Zucker des Saftes umgewandelt hat. Sie senkt sich auf den Boden des Fasses und wirkt von da ab geschmackshinderlich. Deswegen empfiehlt es sich, nun erneut von oben abzuziehen, und den fertigen Most abzufüllen.
Nun denn. Alles das hatte er falsch gemacht, und dennoch war beim Verkosten des Gebräus ein Effekt zu bemerken, und auch der Geschmack war nicht fürchterlich. So beschloss der Bauer zu retten, was zu retten war, die Fässer abzuziehen und sie damit auch gleich für die Verwendung bei der nächsten Ernte vorzubereiten.
Gesagt getan, und so stehen nun um die hundert Liter „Nestelberger Bauernmost“ für Gäste des Hauses und Eigenverbrauch bereit.
Prosit