Lucias Lamm ist ein paar Stunden alt – und weiß, wo die Zukunft wartet.
„Letzte Woche hat mir eine Freundin ein Video von winzigen Kitzlein geschickt, die mit Flaschen gefüttert werden und hungrig meckern und übereinander krabbeln und beim Trinken mit den Schwänzchen wackeln. Das Video soll lustig und süß sein, und das ist es auf den 1. Blick auch. Auf den 2. Blick macht es nur traurig. Wie grausam, wenn neugeborene Tiere von ihren Müttern und ihren Herden getrennt werden, weil wir Menschen in unserer Gier uns alles nehmen, was wir können. Aber manche Bauern und Bäuerinnen finden zurück zur „muttergebundenen Aufzucht“. Dass Tiere als Familie und als Herde zusammenleben, sich frei im Stall und draußen bewegen dürfen – das ist „süß“ und normal. Jeder Fürsorge-Instinkt spricht dafür, darum tut ihr Anblick uns gut: Lämmer, Kitze, Küken, Kälber, Ferkel . . . neben ihren Müttern, inmitten ihrer Herde.“ Gertraud Bösch
In einem Gespräch vor ein paar Tagen wollte meine Schwiegermutter wissen, ob denn schon die ersten Lämmer da sind und ob alles in Ordnung ist. Und sie hat mir erzählt, wie sich ihre Perspektive verändert hat seit der Kogler und ich einen Hof bewirtschaften und wie sich das äußert. Ich habe sie gebeten, das aufzuschreiben, damit ich es hier veröffentlichen kann. Hat sie großartig gelöst, finde ich!
Und ja, die Lämmerzeit hat begonnen! Nacheinander purzeln sie jetzt daher, allein oder zu zweit, in schwarz, in weiß und in gescheckt. In aller Regel ist es so, dass wir in der Früh in den Stall kommen und da stehen sie, die süßen Fratzen. Manchmal merken wir, bei einer ist es jetzt bald so weit, dann setzen wir uns in eine Ecke, sind ganz leise und schauen zu. Das Lamm wird geboren, die Aue beißt die Fruchtblase auf und schleckt es trocken. Das Kleine versucht aufzustehen, schafft das erstaunlich bald und stakst Richtung Euter.
Eine magische Zeit, ganz egal, wie oft man sie erlebt. Lämmer – und Kitze – wackeln übrigens nicht (nur) aus lauter Freude beim Trinken mit dem Schwänzchen. Sie senden damit Duftsignale an die Mutter, diese schnuppert am Nachwuchs und die Milch setzt sich dem Bedarf des Kleinen entsprechend zusammen.
Wer öfter bei uns ist hat das alles selber schon gesehen. So auch meine Schwiegermutter, und deshalb weiß sie, dass Lämmer nur dann mit der Flasche gefüttert werden, wenn irgend etwas schief gelaufen ist. Oder sie nicht in Muttertierhaltung leben – was bei den allermeisten Nutztieren der Fall ist, egal ob bio oder konventionell.
Das hat verschiedene Gründe, aber von denen soll dieser Beitrag gar nicht handeln. Er soll zeigen, dass es anders auch möglich ist und euch die Stichworte „Muttertierhaltung“ und „muttergebundene Aufzucht“ mitgeben.