Huhu, wir sind zwei Krainer Steinschaf Zwillingslämmer. Wir gehören zu einer gefährdeten Nutztierrasse, das heißt, es gibt nicht mehr so viele von uns.
Das liegt daran, dass wir in den letzten Jahrzehnten nicht wahnsinnig gefragt waren. Wir sind nämlich keine Hochleistungsrasse, sondern eine so genannte Zweinutzungsrasse.
Das heißt, dass wir sowohl für Fleisch als auch für Milch gehalten werden – oder vielmehr wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren wir im Dreiländereck Österreich, Slowenien und Italien verbreitet und haben gute Milchleistungen erbracht, wurden aber auch für unser Fleisch geschätzt. Dann haben die Hochleistungsrassen uns verdrängt, weil aus denen mehr herauszuholen war. Allerdings brauchen sie dafür eiweißreiches Mastfutter – wir hingegen gedeihen prächtig allein mit Heu und Gras. Dafür sind wir als Wiederkäuer mit mehreren Mägen ja auch gemacht. Und das Beste daran: wir fressen euch Menschen nix weg, ganz nach dem Motto: feed no food!
In den 90er Jahren wurde mit nur knapp 30 Muttertieren auf 15 Höfen wieder eine einheitliche Zucht unserer Rasse in Österreich begonnen – mittlerweile gibt es schon gute 3000 Muttertiere. Etwa 25 davon leben auf unserem Hof, eine davon ist unsere Mama, auf dem Bild oben chillen wir mit ihr im Stall.
Wir sind nicht nur futtertechnisch genügsam, sondern auch robust und unkompliziert. Die Geburten passieren zum Großteil ohne menschliche Hilfe, und auch sonst sehen wir die Tierärztin zum Glück selten. Momentan allerdings grassiert ein Virus in Europa, die Blauzungenkrankheit, und unsere Herde wird hoffentlich bald dagegen geimpft.
Außerdem warten wir darauf, dass wir endlich raus dürfen, schließlich genießen wir hier artgerechte Weidehaltung. Der ersehnte Regen ist auch endlich gekommen, jetzt muss der Boden noch ein wenig abtrocknen und dann geht es los.
Die meisten unserer Wiesen gelten übrigens als Naturschutzflächen, weil es dort so viele verschiedene Pflanzen und Kleinlebewesen gibt. Wir interessieren uns aber nur für Erstere, unsere Mamas machen wunderbare Milch daraus. Die trinken wir dann, die Bäurin hat uns erklärt, das heißt Muttertierhaltung.
Diesen Frühling mussten wir lange auf den Regen warten. Leider sind Niederschläge in den letzten Jahren seltener geworden und die Temperaturen durchschnittlich höher. Das ist ein Problem für die Landwirtschaft – doch Rassen wie wir, die auch in trockeneren Gegenden noch ganz gut mit dem Futterrangebot zurecht kommen, sind ein Teil der Lösung.
Die Bäuerin wünscht sich außerdem bessere Förderungen für solche Formen der Landwirtschaft wie unsere, die das Klima und Ressourcen schonen. Dazu gehören anständige Zulagen für die Merharbeit, die das mit sich bringt, denn schließlich ist das auch ein Dienst an der Allgemeinheit, den wir und unsere Bauersleute hier verrichten!
Woher das Geld dafür kommen soll? Umverteilung! Hören wir auf mit Subventionen für nicht nachhaltig und regional produzierte Lebensmittel.
So, wir müssen los, wir wollen mit den anderen Lämmern „Herde spielen“. Wenn unsere Mamas ihre Köpfe in die Futterraufe stecken haben wir nämlich den ganzen restlichen Stall für uns und flitzen hin und her, wie eine alarmierte Herde :o)))
Aja, wir sollen noch allen Danke sagen, die durch den Kauf von Fleisch wie es hier entsteht auch einen Beitrag leisten. Määäääh!